Home » Jupiter Jones » Holiday In Catatonia

Holiday In Catatonia

Keine kleine Hürde, die sich Jupiter Jones da vorgenommen haben: sich mit „Genregrößen“ wie Muff Potter oder Kettcar auf Dauer messen zu lassen. Doch ist es wirklich das, was sie wollen? Sich messen lassen?
Gegründet haben sich die schwer sympatischen Jungs damals vor gut sieben Jahren auf einer Fete in der Eifel. Das Debüt  „Raum um Raum“ und ihr Nachfolger mit dem großartigen Titel „Entweder geht diese scheussliche Tapete – oder ich“ entpuppten sich als erste Achtungserfolge. Von dortan spielte man fast schon in der Profiliga intelligenter deutschsprachiger Punkmusik. Danach kam die Live-DVD „Leise“. Obwohl sie den vergleichsweise noch überschaubaren Fankreis mit ruhigeren Tönen rundum glücklich machte, befand man sich wenig später am Scheideweg. Was tun? Unverändert weitermachen hätte bedeutet, im Schnitt allerhöchstens mittelgroße inländische Bühnen zu rocken.  Doch die „vier Detektive“ aus dem Saarland entschieden sich für einen anderen Weg. Nur zum Verständnis: wir haben es hier mit ???-Fans der ersten Stunde zu tun. Die Vier haben nicht nur sich selbst nach dem Anführer des Ermittlertrios (im englischen Original) benannt, sondern auch das bandeigene Plattenlabel nach seiner schrottverkaufenden Tante und ihrem Mann.

Abgehakt, das Interesse am bevorstehenden Urlaub in Catatonia war deutlich zu spüren, und Dieser beginnt schroff. Sänger Nicholas schreit „Es gibt nen Weg hieraus. Doch der ist steinig und lang.“ Und etwas später: „Hallo Angst Du Arschloch!!!!“ und jedem ist klar, das meint der ernst. Das rüttelt wach. Selbst Turbostaat dürften ihm anerkennend zunicken. Die erste Single „Das Jahr, in dem ich schlief“ schaltet sodann gut zwei Gänge runter, hat aber noch genügend Pfeffer im Hintern, animiert zum Tanzen und zum auswendig mitsingen.  Die Partylaune scheint gesichert. Wären da nur nicht diese vielen halbherzigen (so wirken sie leider Gottes) Mid-Tempo-Songs im Anschluss, die im Gehörgang für Durchzug sorgen und nicht dort bleiben, wo sie eigentlich hingehören: ins Gedächtnis. Wie kommt das? Eine angenehme Gesangsstimme, gut durchdachte Texte und sauber gespielte Instrumente garantieren noch lange nicht, dass sich das Ergebnis fest im Kopf und im Herzen des Hörers plaziert. Und hier liegt das Problem, das Gros der Songs kann nicht nachhaltig wirken, nicht zwicken und nicht pushen. Das streckenweise nach vorne knüppelnde Duett mit dem Donots-Kopf Ingo inklusive klarer Polit-Anleihen stellt im weiteren Verlauf die einzige kantige Ausnahme dar.

Was bleibt zu sagen? Die sympathischen Herren Müller, Eigner und Co. haben sich bestimmt einem etwas breiterem Publikum genähert, was sie auch wollten. Man hat sich 3/4-prominente Gäste ins Boot geholt. Das hilft oft. Dem Album ist im Großen und Ganzen der Punk abgegangen. Das ist schade. Stattdessen gibt es viel Zeit zum träumen, von der guten alten Jugend. Denn: „Nach dem Alter kommt die Weisheit. Nach der Jugend kommt die Eiszeit.“ Ob sich das so gelohnt hat?

Holiday In Catatonia Tracklist:
Das zu wissen, Das Jahr in dem ich schlief (feat. Oliver Rohrbeck), Was anders war, Eine Landjugend, Nordpol / Südpol (feat. Jana Pallaske), Er lässt doch immer alles fallen, Du und Jörg Haider (feat. Ingo von den Donots), Da leiden hier leiden, Wer winkt hier eigentlich wem, Heute ist der erste tag an dem ich mich offiziell alt fühle, Und dann warten
Jupiter Jones Holiday In Catatonia
Mathildas (Broken Silence), 22.05.2009
Plattenkritik von , 15.09.2009
Gesamtpunktzahl: 50%
Album kaufen: Amazon

Deine Meinung zählt!

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.