Nick Cave hat mit dem Debüt Album seiner letzten Band geschafft, was viele Fans und Kritiker nicht für möglich gehalten hätten: Aus der Sackgasse, die er mit den Bad Seeds erreicht hat, rauszukommen. Die letzten drei Bad Seeds Werke waren, ehrlich gesagt, ein wenig blass, im Vergleich zu bspw. dem bisherigen künstlerischem Höhepunkt „No More Shall We Part“ von 2001.
Grinderman Songs wie die erste Single „No Pussy Bues“ fegten evtl. negative Erwartungshaltungen und Unkenrufe weg. Die Verjüngungskur für Nick Cave schien geglückt. Dabei hat die Band gerade erst angefangen Blut zu lecken und sich kurzerhand für einen zweiten Ableger entschieden. Dieser wurde der Einfachheit halber Grinderman 2 getauft. Noch böser und verstörender sollte es werden, das Cover mit einem zähnefletschenden Hund gibt die Richtung vor.
Um es vorweg zu nehmen: Das Album übertrifft seinen Vorgänger. Die Songs recken sich in verschiedenste Richtungen, von Blues bis Noise, nur verstörend, böse ist jede Facette. Das ist meilenweit von einfacher Popmusik entfernt, gleichzeitig aber oftmals so eindringlich, dass es einlädt sich mit den Songs zu beschäftigen. Wilde Gitarrenfeedbacks, wie in „Worm Tamer„, „Evil“ Zwischenrufe , heulende Hintergrundgeräusche aus „When My Baby Comes“ und solch schräge Gesangslinie von „What I Know“ machen den Reiz aus, auch wenn sie erstmal befremden. Jeder der neun Songs überrascht auf eine eigene Art und Weise.
Der Spaß anstelle von Verkopfung steht auch textlich im Vordergrund. Songtexte sind spontan, skizzenhaft und lassen bewusst erkennen, dass sie kürzester Zeit entstanden sind.
Und dann ist da noch „Palaces of Montezuma„. Man stelle sich Nick Caves grinsendes Gesicht vor, diese gospelgetriebene Songperle auf diesem Album zu platzieren, ist er doch der beste Bad Seeds Song seit Jahren. Auch damit überrascht Grinderman 2. Ist es Zufall, dass gerade dieser Song die letzte Single Auskopplung ist?
Grinderman soll nun eine längere Pause einlegen. Einerseits schade, anderseits gibt es Nick Cave Zeit zu seiner Hauptband zurückzukehren. Es wird interessant, wie sich diese Verjüngungskurs auf das neue Nick Cave & The Bad Seeds Album auswirkt. Es ist schon angekündigt: 2012.