Kommt Euch die Situation bekannt vor? Du entdeckst aus Zufall eine junge und aufstrebende Band, freundest dich mit dem Debüt an und hoffst inständig, dass sie es beim nächsten Album nicht verhauen? Umso größer die Freude, wenn die Band merklich reift und das Debüt locker toppt. Paper Arms legen mit Great Mistakes ein solches Album vor.
Haben sich die vier Jungs aus Adelaide, Australien, etwa unsere Plattenkritik zu The Smoke Will Clear zu Herzen genommen? Darin attestierten wir Paper Arms, dass sie mit ihrem starken Europadebüt ein wohliges Gefühl und breites Grinsen hinterlassen. Einzig die fehlende Abwechslung in den Songs trennte hier ein gutes Album von einem hervorragenden Album. Zwei Jahr später laden Paper Arms zur nächsten Runde ein und genau an diesem Punkt scheint Paper Arms spürlich gewachsen zu sein. Weshalb wir nun das Hervorragend-Prädikat zücken können.
Paper Arms zünden das auf dem Albumcover versprochene Feuerwerk
Nach wie vor spielen Paper Arms rauen, hymnenhaften Post Hardcore, Alternative Rock bzw. Punkrock a’la Hot Water Music oder Rival Schools. Das stellt der Album Opener Dedication unweigerlich klar. Der Song klingt dabei knackiger, fokussierter und eine Portion optimistischer. Das Feuerwerk, welches das Cover verspricht, fängt erst an. You don’t speak for me und Great Mistakes gehören zum Besten, was wir bisher von der Band gehört haben. Hymmnen für Autofahrten, die Spielfreude und positive Energie versprühen. Die düstere Grundstimmung des Vorgänger Albums ist endgültig gewichen.
Die Homebase hat Paper Arms mit diesen drei Songs klar abgesteckt. Jetzt wird es Zeit für Abwechslung. Das grungige This Time vereint alle Stärken, die die frühen Silverchair ausgemacht haben, und bietet einen deutlichen Gegenpol zu Pick Yourself Up, das poppiger denn je daherkommt. Haben wir es hier mit dem ersten (Indie-) Radio Hit zu tun? Blackout ist entspannter und läßt durchatmen. Hier scheint der Sound von Thrice Pate gestanden zuhaben.
Songs tun sich schwer gegen die großen Brüder
Die zweite Hälfte von Great Mistakes fällt dagegen leider ab. Nach wie vor haben wir es hier mit guten Songs zu tun, sie verblassen aber gegen den furiosen Anfang. Shifty und Strings wären Highlights auf dem letzten Album gewesen, hier tun sie sich gegen die großen Brüder schwer. Fader ist gegen Ende noch einmal ein Knaller bevor das Album mit Factory Settings einen gelungenen Ausstieg findet.
I got a big, fat smile upon my face
Trotzalledem können wir Great Mistakes allen Fans der genannten Referenzpunkte bedenkenlos ans Herz legen. Die Sorge war unbegründet, Paper Arms haben es nicht verhauen, sondern The Smoke Will Clear in fast allen Punkten übertrumpft. Um diese Kritik mit einem Zitat aus dem Track Fader zu beenden – „I got a big, fat smile upon my face.„.
Hallo Björn! Bin über diesen Artikel auf Paper Arms gestoßen und ich muss sagen ich bin begeistert. Besonders das Krächzen in der Stimme des Sängers hat es mir angetan. Toll, die Alben der Band werde ich mir nun sicher genauer anschauen bzw. anhören.
lg Lenny