Portugal The Man - Evil Friends

Das siebte reguläre Album und Album Nummer Zwei auf einem Major Label – Portugal. The Man wollen es wissen und fahren schwere Geschütze auf. Sie engagieren Danger Mouse als Produzent, der zuletzt The Black Keys auf Steroide gesetzt und zu einem Hallen-füllenden Act aufgebaut hat. Zudem werden Songstrukturen merklich verschlankt und gleichzeitig an der Pop Schraube gedreht. Was bleibt ist der ganz eigene Mix aus Weirdo-Pop, Folk, Hippie und Prog-Rock… Und eines der Sommeralbum 2013. Willkommen meine Evil Friends.

Die  vorab veröffentlichte Single Evil Friends fängt zwar balladesk an, doch der Schein trügt. Eine Minute braucht es bis der Song auseinanderbricht und sich als 1A Schwedenrock Hommage entpuppt. Mit freundlichen Grüßen an The Hives. Das vermutlich tanzbarste Stück der Karriere zeigt die Weiterentwicklung. Nicht der atemlose Wechsel zwischen Tempi, Melodien und Musikgenres sind von Portugal The Man 2013 zu erwarten, der dosierte Einsatz erzeugt ähnliche Wirkung. Dazu hat Danger Mouse das passende Soundgewand geschnitzt.

Abwechslung ist dennoch mehr als genug geboten. Die zwölf Lieder auf Evil Friends decken einen Blumenstrauß an Musikstilen ab, haben einen positiven Grundtenor und funktionieren als Einheit, so gut wie es Portugal The Man zuletzt auf The Satanic Satanist gelungen ist. Großartig wie Evil Friends die Bridge von Creep in A T-Shirt aufgreift und daraus einen ganz eigenen Refrain bastelt. „It’s not because the light here is brighter. And it’s not that I’m evil, I just don’t like to pretend. That I could ever be your friend“, entwickelt sich so als zentrale Passage im vorderen Albumdrittel und das Bläser durchsetzte Creep in A T-Shirt zu einem Gute Laune Highlight par excellence.

Unwiderstehlich ist auch Atomic Man, ein Midtempo Song , mit simpler Ohrwurm Melodie. Und wäre das nicht genug, drehen Portugal. The Man fast unbemerkt den Song im hinteren Songteil noch einmal in einen zweiten Refrain, der dem ersten in nichts nachsteht. Großes Songwriting und Reduktion auf das Nötigste.

Die folgende Hippie Folk Hymne Sea of Air inklusive Handclaps reduziert sich instrumentell auf einen simplen Gitarrenlauf und lebt von dem beatlesken Mitsing Refrain. Wohingegen das nervös flirrende Waves aus dem Vollen schöpft und mehr denn je am Britrock kratzt. Das vom Beat getragene Purple Yellow Red and Blue kurz vor Schluss gibt mit seinem Synthesizers einen dezenten 80er Jahre Flair. Smile als episch steigerndes Abschlusslied funktioniert leider nicht so ganz, vielleicht war Sleep Forever auf In The Mountain In The Cloud einfach der spannendere Abschluss.

Zweifelsfrei ist Evil Friends ein abwechslungsreiches Album mit vielen Highlights geworden. Wer Portugal The Man wegen kruden Stilbrüchen und harten Prog-Passagen gemocht hat, wird sich vermutlich wundern. Wer ein Gute Laune Sommeralbum sucht und einer mit Pop flirtenden Alternative Band nicht abgeneigt ist, sollte Portugal The Man auf seinem Radar haben. Danger Mouse hat den Jungs gut getan. Dass Evil Friends für einige Online Magazine (bspw. Pitchfork) immer noch zu überladen ist, kann ich nicht ganz nachvollziehen.