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All we know

Itchy All We Know Cover

Altersmilde? Erst gefällt mir das neue Donots Album richtig gut, und jetzt eine Rezension zu dem neuen Album All we know von Itchy, The artist formely known as Itchy Poopzkid. Waren beide Bands Anfang der 00er Jahre noch auf einem Kommerzmucke-Level weit draußen mit Guano Apes ("Dödel Up", anyone?), habe ich den Donots nach einer flammenden Brandrede von UNCLE M zu meinem Glück eine Chance gegeben. 2017 eine neue Brandrede. Klappt das Wunder ein zweites Mal?
Um es vorwegzunehmen: Nicht so ganz. All we know bietet so viele Angriffspunkte, dass es nicht leicht fällt, das Album zu mögen.

Warum macht ihr es uns so schwer?

Punkt 1: Das Schul-Englisch ist am Rande des Fremdschämens. Wizo hat sich in den 90er Jahren gnadenlos holperig an englischen Texten versucht. Daran erinnert der Gesang zu häufig. Hört mal in The Sea rein und vergleicht das mit Wizo's W8ting 4 U! Wenn sich Itchy dann auch noch an gesellschaftspolitischen Texten versuchen, klingt die Band nach wie vor wie eine x-beliebige Jugendzentrum Band. Ambitioniert, aber die Schuhe ein wenig zu groß. Probiert es doch bitte mal auf Deutsch!

Punkt 2: Itchy! Euer Sound ist selbst an den vermeintlich harten Stellen mit ordentlich Weichspüler versehen. Das ist per se ja gar nicht schlimm, erweckt aber den Eindruck von "versucht und dann nicht durchgezogen". Im Freibad auf das 5 Meter Brett gestiegen und dann doch wieder die Treppe runtergenommen. Keep It Real baut sich schön auf, um in einen großartigen, knüppelharten Refrain zu enden, aber was passiert? Die Wucht wird mit einer Extraschicht Harmonie überzogen. Das ist besonders schade, weil der Hörer das Potenzial spürt. Die Single Fall Apart schraubt sich ähnlich hoch und mündet in einen Part, der offensichtlich von Blackmail inspiriert worden ist. Aber auch da entwickelt der Song an keiner Stelle den Druck der Koblenzer und wirkt deswegen wie ein Abklatsch.

Punkt 3: Danger! und besonders Black hat man so ähnlich schon dutzend mal gehört. Die Gang-Shouts zu Beginn von We're Coming Back sind konsequent und überraschend dreckig, wirken an der Stelle aber wie ein Fremdkörper und passen einfach nicht zur restlichen, gelungenen NOFX Hommage. All we know ist an vielen Stellen ungeschickt und kommt leider nicht an Donot's großartigem Karacho ran.

Aber da ist noch mehr

Eigentlich könnte die Rezension hier enden. Aber so ganz einfach macht es Itchy einem dann doch nicht. Denn da gibt es noch Lieder wie den starken Opener Stuck With The Devil. Der Song traut sich was, klingt frisch und verspielt und erinnert im besten Sinne an die Beatsteaks. Ebenfalls scheint sich das leicht melancholische Day in day out an die Berliner zur Launched Zeit zu orientieren. Das sind nicht die schlechtesten Referenzpunkte. Zur Überraschung hat All We know gegen Ende hinaus einen kleinen Lauf. All we know ist ein Reprise/Remix der Fall Apart Single und ist schlichtweg die bessere Version. Die oben genannte NOFX Funpunk Hommage We're Coming Back macht Spaß und auch der Closer lädt trotz der poppigen Produktion noch zum Mitwippen ein.

Das reicht für das Mixtape 2017, ist aber noch nicht der große Wurf. Diese Tatsache an und für sich ist aber auch schon einmal eine stolze Leistung, die ich so nicht erwartet hätte. Oder ist es doch Altersmilde? 🙂

All we know Tracklist:
Stuck with the devil; Keep it real; Fall apart; Nothing; Black; Before you go; Danger!; The sea; Knock knock; Day in day out; All we know; We're coming back; The last of us
Itchy All we know
ARISING EMPIRE, 21.07.2017
Plattenkritik von , 11.08.2017
Gesamtpunktzahl: 60%

Autor: Bjoern

ist leidenschaftlicher Musik-Blogger. Von Indie-Pop über Schweden Rock bis hin zur neuesten Hardcore Scheibe rezensiert Björn, alles was ihm unter die Finger kommt und mit Gitarre zu tun hat.

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