Mr. Jack White als Mitglied einer richtigen Band? Das soll funktionieren? Man konnte sich bisher des Eindrucks nicht erwähren, dass sich der Frontmann und die Seele des Gitarren-Gegnidel-Trommel-Duos mit den Lieblingsfarben Rot, Weiß und Schwarz nicht gern ins Handwerk fuschen läßt. Zu sehr war und ist Meg an seiner Seite das niedlich trommelnde Püppchen, das sich immer schön bemüht, den Takt zu halten, den Jack ihr mit strengem Blick signalisiert, während er in sich selbst vertieft seine heißgeliebte Gitarre mit Hingabe und Präzision bearbeitet.
Mit Ihrem Debüt „Broken boy soldiers“ hatten sich die Raconteurs bereits in der internationalen Welt des Rock angemeldet, doch bis auf die Single „Steady as she goes“ schien der Rest des angesprochenen Albums ein wenig am Focus alternativer Hochachtung vorbei gegangen zu sein, konnte nicht nachhaltig berühren. Mit Consolers of the lonely wollte man nun Einiges anders machen. Überraschend war allein die Tatsache, dass die Veröffentlichung direkt eine Woche nach der Ankündigung erfolgte.
Für Innovation in Sachen Programm bürgt direkt der Opener und Titeltrack. Hier geht es vielmehr um unbefangene Spielfreude und Unberechenbarkeit, als dies beim zu runden Vorgänger der Fall war. Das anhand des ersten Durchlaufs zu erraten, bedarf jedoch keiner Kunst. „Salute your salution“ knüpft direkt dort an und rockt das Riff. Mit eingeschränkter Singletauglichkeit wird weiter Neugierde geschürt. Und wie Schuppen vermag es Einem von den Augen zu fallen: Jack White ist ja gar nicht alleiniger Kopf der Bande. Brendan Benson – seinerseits kein unbekannter Singer Songwriter – läßt sich die Butter nicht vom Brot nehmen. Beide Frontleute schieben sich im Laufe der knappen Stunde die Bälle in vorm von einnehmenden Gesangsparts gekonnt hin und her, harmonieren und ergänzen sich, geben sich aber den Raum, ihr Können auch von einander losgelöst unter Beweis zu stellen. So brilliert Benson in „Old enough“, einer Art Beatles-Gedächtnisnummer oder dem bewußt glatt gehaltenen 60er Jahre Vegas-Song „Many shades of black“. White gelingt es dagegen hervorragend, sich in entscheidenen Momenten zurückzuhalten und seinem Compagnon die Bühne zu gönnen. „Hold up“ und „Five on the five“ tragen nebst anderen seinen Stempel, begeistern mit schroffem Blues und der Attitüde einer abendlichen Jam Session.
„The switch and the spur“, der „Rich kid blues“ und die Südstaaten-Ballade „Carolina drama“ bilden wahre Höhepunkte. Alles in Allem läßt sich das Gesamtwerk Consolers of the lonely wohl ganz gut mit einem leicht angestaubtem aber äußerst gut erhaltenem Fotoalbum vergleichen, dass mit Bildern im trüben Grau, schweren Herzens die nicht immer nur glücklichen Geschichten der alten Sippschaft erzählt. Und es wird nach dieser überzeugenden Vorstellung der gesamten Mannschaft nicht nur die treuen Anhänger von Jack White freuen: Bald gibt es den nächsten Akt, darauf haben wir sein Indianerehrenwort.
Ein Gedanke zu „Consolers of the lonely“