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Sequel to the prequel

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Eine der Überraschungen des Jahres: Babyshambles kündigen Anfang Juli ihr neues Album an. Ein paar Wochen später läuft der Shotter’s Nation Nachfolger Sequel to the prequel auch schon auf Dauerrotation.

Zwei Alben mit The Libertines, zwei Alben mit Babyshambles, das Soloalbum Grace / Wastelands und zahlreiche EPs und Singles – auch wenn Peter Doherty (ehemals Pete Doherty) eigentlich durch seine Skandale und Drogenexzesse von sich hat reden lassen, sein musikalischer Output zwischen 2002 und 2009 ist erstaunlich. Ebenfalls die Qualität: Killamangiro, Fuck Forever, Albion, Delivery oder You Talk – alle Singles der „Zweitband“ Babyshambles waren klasse und entsprechend erfolgreich. Doch dann wurde es abgesehen von ein paar Konzerten vier Jahre lang ruhig – eben bis Anfang Juli 2013.

Beim ersten Hören überrascht Sequel to the prequel. Es findet sich nicht viel von der zerfahrenden Schlampigkeit eines Down in Albion, dennoch ist es keine Melodie-selige Rockplatte wie Shotter’s Nation geworden. Stellenweise orientiert es sich an der grandiosen The Blinding EP, dann aber auch nicht. Vielleicht ist es einfach ein Best-of Peter Doherty & Bands geworden. Fast jedes Lied schlägt in eine andere Richtung, kopiert wild Musikstile und zitiert die letzten 60 Jahre Rockmusik. Der einzige rote Faden scheint Peter Doherty unverwechselbarer Gesang zu sein und die instrumentale Begleitung, die ihn durch alle Windungen folgt. Alle Lieder sind voller Spielfreude, ganz im Gegenteil zu dem kürzlich veröffentlichten, langweiligen Franz Ferdinand Album.

Die erste radiofreundliche Single Nothing comes to nothing erinnert noch am ehesten an die früheren Babyshambles. Das mit 1:42 recht kurz geratene Fireman geht dem voraus und zitiert musikalisch auch gleich einer der Referenzen The Sex Pistols. Zweiter britischer Eckpfeiler der Musik ist unverkennbar The Clash: Dr No ist ein klasse Ska / Reggae Lied, welches trotzdem einen Hauch von einem Morricone Soundtrack besitzt. Deutliche Country Anleihen finden sich in Fall from grace.

Zum Einstieg in die zweite Hälfte finden wir uns in einem verrauchten englischen Pub in den vierziger Jahren wieder. Der Boogie im Titeltrack Sequel to the prequel passt klasse zu den Babyshambles. Ebenfalls das fröhlich entspannte und gleichzeitig melancholische Picture me in a hospital. Es entpuppt sich als das beste The Libertines Lied seit 2004. Hier zeigt sich auch der typische britische Humor in den Babyshambles Lyrics „Picture me in a hospital (..) False alarm there’s still a song for me; I’m just about around to sing it”. Und auch die große Britrock Hymmne zum Mitgröhlen findet sich auf der Platte: Farmer’s daughter. Nicht nur ich bin begeistert. Lie In The Sound schlägt gar vor sich Glanz und Gloria von Penguins zu Gemüte zu führen, um dem Mythos Doherty auf die Schliche zu kommen.

Das Schöne an Sequel to the prequel ist, dass es trotz der Vielfalt keine auffälligen Ausfälle gibt. Alles klingt geschlossen und erstaunlich knackig. Die vergangene Fahrigkeit blinkt nur an einigen Stellen als Stilmittel durch. Das Album macht einfach Spaß.

Auch wenn es primär zitiert / kopiert und nicht wirklich etwas neu erfindet, Babyshambles legen 2013 ihr bisher reifstes Werk ab. Gern schließe ich mich dem Trinkspruch von Spiegel Online an: „Möge Albion, dieses Königreich aus Schutt und Watte, niemals untergehen!

Sequel to the prequel Tracklist:
Fireman; Nothing comes to nothing; New pair; Farmer's daughter; Fall from grace; Maybelline; Sequel to the prequel; Dr. No; Penguins; Picture me in a hospital; Seven shades of nothing; Minefield
Babyshambles Sequel to the prequel
Parlophone (Warner Music), 30.08.2013
Plattenkritik von , 03.09.2013
Gesamtpunktzahl: 80%

Autor: Bjoern

ist leidenschaftlicher Musik-Blogger. Von Indie-Pop über Schweden Rock bis hin zur neuesten Hardcore Scheibe rezensiert Björn, alles was ihm unter die Finger kommt und mit Gitarre zu tun hat.

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