Die Vorabveröffentlichungen haben es angekündigt. Die Formkurve zeigt weiter deutlich nach oben. Born Villain hatte eine starke zweite Hälfte, auf The Pale Emperor ist Marilyn Manson erstmals auf gesamter Albumdistanz wieder richtig gut.
„Geht doch“, möchte man Marilyn Manson zurufen. Vielmehr noch: Eigentlich möchte man wütend sein, und den blassen Imperator zur Rede stellen. „Warum nicht gleich so? Warum hast du uns mit deinen Outputs in den 00er Jahren so geärgert?“
Neues Bandmitglied, neue Stärken
Nicht ganz unbeteiligt an dem Wiederfinden zur alten Stärke ist sicherlich Tyler Bates. Bisher trat er überwiegend als Filmkomponist u.a. von Californication, 300 oder Watchmen in Erscheinung. Warship My Wreck und Birds of Hell Awaiting hätten dem Soundtrack von Watchmen ebenfalls gut zu Gesicht gestanden. Auf diesen beiden düster ruhig atmosphärischen Stücken hallen Gitarrenfeedback nervenzerrend und darüber wird Marilyn Manson auf die (Endzeit-)welt losgelassen. Dieser schreit, keift und zedert als stehe er vor dem jüngsten Gericht. Bei allen anderen Stücken dagegen scheint Marilyn Manson sich dem Song stärker denn je unterzuordnen.
Das klingt nach Billy Idol
Third Day Of A Seven Day Binge und The Mephistopheles of Los Angeles sind hervorragende Songs mit einer einfachen Melodie, die man so entspannt nicht von Marilyn Manson erwartet hätte. The Pale Emperor legt noch einen drauf. Der Special Edition sind diese Lieder in einer Akustik Version beigelegt. Und da zeigt sich, warum sie einem wohlig bekannt vorkommen: Sie wecken Erinnerungen an das legendäre VH1 Storyteller von Billy Idol. Die Tatsache, dass sich Marilyn Manson hier ohne musikalische Schminke zeigt, ist das deutlichste Zeichen seines neuem Selbstbewusstseins.
Und sonst so?
Die Pressegeschichte, dass Marilyn Manson auf The Pale Emperor zum Blues gefunden hat, ist natürlich vollkommen übertrieben. Erwartet keinen Shock-Rock Blues, nur weil das stimmungsvolle Intro Killing Strangers ein wenig bluesig daherkommt. Bereits das darauf folgende Deep Six korrigiert die Erwartungshaltung mit der typischen Marilyn Manson Single. Aber selbst die klingt ein wenig frischer, als das Pendant No Reflection von Born Villain.
Das beste Album seit…
Ich lege mich fest. The Pale Emperor ist das beste Marilyn Manson Album seit Mechanical Animal aus dem Jahre 1998. Und wenn ich jetzt noch einen Wunsch frei habe: „Lieber Brian Hugh Warner, bitte veröffentliche als nächstes ein Akustik Album. Dann darf da auch wieder eine Cover Version drauf sein.“
Plattenkritik von Bjoern, 21.02.2015
Gesamtpunktzahl: 80%