Jahrelang gewartet und am Ende ging es auf einmal ganz schnell: Captain Planet arbeiten still und heimlich an ihrem vierten Album und kündigen es mit nur knapp drei Wochen Vorlauf an. Vorfreude von 0 auf 100. Jetzt ist Ein Ende erschienen.
Das Wichtigste gleich vorweg. Captain Planet klingen auch 2016 noch genauso intensiv und direkt, wie seit ihrer Gründung 2003. Nur um Nuancen hat sich der Bandsound verschoben. Vor allen Neulingen machen es die Hamburger mit ihrem schnellen Punkrock nicht. Umgeblasen von der Energie bleibt erstmal wenig hängen, außer dem Willen diesen emotionalen Brocken zu entschlüsseln. Und dann ergeben sich nach und nach liebevolle Sounddetails, Ohrwürmer und Bilder, die einen beschäftigen und interpretiert werden wollen. Vom stürmischen Opener St. Peter bis zu den letzten Tönen des Rausschmeißers Vom Ende an vergehen keine 30 Minuten. Mehr braucht diese Fahrt auch nicht. Kurz Verschnaufen und wieder von vorne.
Die Texte sind wie gewohnt bilderreich, abstrakt und mit einer Dringlichkeit vorgetragen, dass die Worte kaum in das Melodienkorsett passen wollen. Reimschemata braucht es nicht, nur eine Extraportion DU, ICH und WIR. In kleinen Geschichten und teilweise absurden Bildern geht es um das Scheitern, Antriebslosigkeit und den Alltagstrott. Ein Ende? Mitnichten. Wo ein Ende ist, ist auch immer ein Aufbruch. Ein Aufbruch in eine ungewisse Zukunft, vielleicht in die Reihenhäuser einer beliebigen Kleinstadt, wie das Cover suggeriert? Ist das gut oder schlecht, oder ist dies wieder nur eine subjektive Interpretation? Jedem „Alles wird besser nächstes Jahr, wenn wir wieder da sind“ wird ein „Falls wir wieder da sind“ hinzugefügt (St. Peter). Treffend drückt es Sänger Jan Arne von Twistern in dem vorab veröffentlichten Song Vom Ende an aus: „Weiter – bis die Stimme zerfällt, bis alles zerfällt, bis der Vorhang wieder aufgeht„.
Neben den bereits erwähnten Songs ist, kann auch Fenster im Fenster aufgrund der Eingängigkeit den Zugang zur Platte ermöglichen, oder das eindringliche Tulpenfarm… aber im Grunde stehen die zehn Songs als Einheit und funktionieren als Album hervorragend. Während es auf Treibeis den Übersong Pyro und ein wenig Füllmaterial gab, ist das neue Album qualitativ homogener geworden.
Wir hoffen, dass Ein Ende für Captain Planet auch wirklich gleichzeitig ein Neuanfang ist und freuen uns auf eine ausgedehnte Tournee. Deutschland hat eine seiner wichtigsten norddeutschen Punkbands wieder.