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Rekord

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Die Fantastischen Vier sind eine Band, die mich und mit Sicherheit viele meiner Leser schon seit der frühen Jugend mal mehr und mal weniger begleitet. Rekord ist das neunte Album, und die Vorab-Single 25 klang erstaunlich frisch und macht wieder Lust auf neue Musik von den vier Schwaben. Gelingt die Silberhochzeit der Fantas?OK. Die Vorfreude auf Rekord erfuhr einen massiven Dämpfer  durch die Teilnahme von Smudo und Michi Beck als Juroren bei The Voice of Germany, aber versuchen wir doch mal das neue Werk unabhängig davon zu sehen. Ebenfalls unabhängig von der Tatsache, dass Die Fantastischen Vier auf jedem Album ein paar nette bis herausragende Singles abliefern, aber auf gesamter Distanz seit Viel (2004) eigentlich nie so richtig überzeugten. Für Dich Immer Noch Fanta Sie klang zahnlos und uninspiriert. Und Rekord? Das warten hat sich gelohnt. 25 war ein guter Vorgeschmack.

Die Vier legen besonders in der ersten Hälften eine Spielfreude an den Tag, dass es einem ein Grinsen ins Gesicht ätzt. Dabei scheint die Band sich von Pop Experimenten mit Sprechgesang im Mid-Tempo zu verabschieden und sich wieder auf ihre Stärken, dem Massen-kompatiblen Hip-Hop, zu konzentrieren. Das Ergebnis ist zwar kein Back-to-the-roots a’la To The 5 Boroughs, womit einst die Beastie Boys auf den Erfolg von Hello Nasty reagiert haben. Dafür luken an zu vielen Ecken Soul-Samples und Pop Versatzstücke hervor, aber dennoch läßt es aufhorchen und überrascht… ungemein positiv. Heute, Lass Sehen, Gegen Jede Vernunft und Typisch Ich klingen alle frisch und transferieren die Spielfreude von Lauschgift in das Jahr 2014. Lass Sehen erinnert an den Klassiker Populär, wäre da nicht der Ohren schmeichelnde Refrain mit dem fetten Beat. Inhaltlich geht es bei diesen Liedern um Gesellschaftskritik, bspw. die Generation Facebook, die gesehen werden will ohne das Haus zu verlassen, oder die Tatsache, dass ein wenig gegen die Vernunft, die Gesellschaft ein Stückweit Bunter macht. Unterhaltend, aber nicht spektakulär. Auch wenn sich Heute gekonnt witzig mit der Glorifizierung der Vergangenheit auseinandersetzt, wirkt die mehrfache Kritik an der Jugend, als hätten die mittlerweile Mittvierziger die Internetgeneration nicht verstanden. Positiv ausgedrückt wirken sie authentisch und laufen der jungen Zielgruppe nicht unnötig hinterher. Besser kommt da schon die ironische Selbstreflexion, bspw. im Thomas D. Part von Typisch Ich: Übles Hippieleben, typisch ich halt eben, glücklich und zufrieden, rücksichtsvoll mit jedem. Der „Beste Lyrics des Albums“-Award auf Rekord geht ein wenig später jedoch an Smudo: Ich geb‘ mich Crazy wie Kim Jong; unendlich amazing wie King Kong; spiel auf der Playse nur Ping Pong; mach lazy am Ding rum. Ach lutsch mir doch; ach, rutsch mir doch, da musst du erstmal hinkomm‘.

Die Band klingt gerade am Anfang von Rekord dicht beieinander, und nicht wie in der Vergangenheit gern einmal, wie eine Single Kollektion aus Michi Beck, Thomas D, Andy Y und Smudo Songs. Die zweite Hälfte bricht ein wenig und gibt sich als  Song Flickenteppich der einzelnen Interpreten. Single wirkt wie das Neue Sie ist Weg, ein typischer Herzschmerz Song, dass mit der Single Doppeldeutung spielt (ja, Musik und Beziehung). Disco (featuring Miss Platnum) kratzt stark am stereotypischen Michi Beck Song, und ohne den Reflektor Falken gibt es wohl kein Fantastischen Vier Album mehr. Gott Ist Mein Zeuge heißt der Song auf Rekord und ist genauso gut, schlecht oder so ähnlich wie die 15 Variationen zuvor. Eigentlich schade, dass Thomas D. nie wieder so gut war, wie auf einem seinem ersten eigenem Album Solo (1997). Das Spiel ist Aus als Rausschmeisser trumpft noch einmal mit dem typischen Humor. Die Fantas im Altersheim –  „Schwester, Wasch meinen Schwanz!“ Der Song ist ein wenig holperig, aber reisst durch Spielfreude mit.

Silberhochzeit gelungen. Die Fantastischen Vier hängen noch nicht am Tropf, sondern zeigen auf Rekord, dass sie immer noch bzw. wieder Lust an Ihrer Musik gefunden haben. Das beste Album seit… 4:99? Viel? Lauschgift? Naja seit einer gefühlten Ewigkeit.

Rekord Tracklist:
25; Heute; Und Los; Lass Sehen; Gegen Jede Vernunft; Typisch Ich; Wie Geliebt; Single; Disco; Der Mann Den Nichts Bewegt; Frieden Wie Denn; Gott Ist Mein Zeuge; Das Spiel Ist Aus
Die Fantastischen Vier Rekord
Columbia (Sony Music), 24.10.2014
Plattenkritik von , 24.10.2014
Gesamtpunktzahl: 75%

Autor: Bjoern

ist leidenschaftlicher Musik-Blogger. Von Indie-Pop über Schweden Rock bis hin zur neuesten Hardcore Scheibe rezensiert Björn, alles was ihm unter die Finger kommt und mit Gitarre zu tun hat.

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