Rise Against haben sich in den letzten Jahren zu einer der größten (Punk-)Rock Bands der Welt entwickelt. Jedes der letzten vier Alben hat einige klasse Singles abgeworfen. Aber eines fehlt der Band trotz Milliardenverkäufe und ausverkaufter Tourneen: Den einen Geniestreich, das ultimative Album, Opus Magnum, die 10/10. Ist The Black Market dieses Album geworden?Was What’s the Story Morning Glory für Oasis ist, was Armed Love für The (International) Noise Conspiracy ist, oder was The 59′ Sound für The Gaslight Anthem ist – das Album, das nur große Songs hat und alle Stärken der Band vereint, fehlt Rise Against. Nach The Sufferer and the Witness ist die Band aus Chicago merklich handzahmer und Mainstream-kompatibler geworden. Jedes folgende Album hatte einige tolle Singles abgeworfen, nur fehlte den Alben immer der rote, einende Faden und der Ausschuss von Füllmaterial (besonders deutlich auf dem 2011 veröffentlichten Endgame mit der Single Satellite).
The Black Market ist das mittlerweile siebte Album und gibt sich merklich Mühe als Einheit daherzukommen. Die ersten beiden Lieder The great die-off und I don’t want to be here anymore zeigen die gewohnten Stärken, schnelle Strophe mit einem melodiösen Refrain, der gern von Hintergrund Chören angereichert wird. Das Händchen für Melodien haben Rise Against nicht verloren. Die altbekannten Zutaten wirken dabei nicht wie eine Reißbrett Kopie früherer Songs, sondern angenehm eigenständig. Tragedy + Time wird einige alte Fans vor den Kopf stoßen, so punkrockig, ja fast leichtfüßig poppig, klang die Band vermutlich noch nie. Der Gegenpol folgt an fünfter Stelle. The Eco-Terrorist in Me ist locker das härteste Stück, der letzten 2-3 Alben.
Tim McIlrath schreit sich mit seiner Reibeisenstimme endlich mal wieder die Seele raus, natürlich nur um im Refrain mit einer grandiosen Melodie zu versöhnen. „When it all comes down will you say you did everything you could?“ fragt der charismatische Sänger. Sudden Life mit der Metallgitarre in der Strophe und das mitreißende Methadone sind ebenfalls auf der Haben-Seite.
Relativ wenig stößt auf The Black Market negativ auf. A Beautiful Indifference fehlt ein wenig an Selbstständigkeit im Vergleich zu den früheren Alben, ebenfalls geht Awake Too Long im Kontext der anderen Lieder ein wenig unter. Und da wäre noch die obligatorische Ballade, die auf The Black Market auf den Namen People Live Here hört. Kein Totalausfall, aber auch nicht großartig, steht sie doch im Schatten der grandiosen Ballade Hero of War von dem 2008er Album Appeal To Reason.
Insgesamt ist The Black Market deutlich besser als der Vorgänger Endgame. Das liegt zum einen an der Einheit des Albums und zum anderen an der größeren Variabilität der Songs. Für das Opus Magnum Prädikat reicht es jedoch wieder nicht. Dafür ist die Hitdichte der Songs einfach zu niedrig. Wer die letzen Alben vo Rise Against mag, kann hier aber bedenkenlos zugreifen.