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Auf allen Festen

matula - auf allen festen

An jeder Ecke hört man deutschsprachige Indie Rock Musik. Do it yourself Charme paart sich mit anspruchsvollen Texten. Wie das richtig geht, haben uns in den letzten Jahren Bands wie Captain Planet, Supermutant (Kritik zu FRVR) und zuletzt Love A gezeigt. Matula aus Hamburg und Kiel gibt es seit 2003, spielen also schon länger in dieser Liga. Auf allen Festen ist ihr drittes und bisher bestes Album.Das vorab veröffentlichte  Schwarzweißfotos hat in der deutschen Blogosphäre zu Recht für Begeisterung gesorgt (WeLikeThat oder Mamuma). Ohrwurm Charakter mit Indie Charme. Damit landet Matula vielleicht nicht in den höheren Chart Rängen, aber auf so manchem Lieblingstapes oder auch in besungener Indie-Disko. „Dein Leben ist keine Disco. Es findet dort nur statt.“

Auch wenn die Single die Richtung vorgibt, einen kleiner Haken zu Kettcars Du und wie viele von deinen Freunden schlägt Matula gleich am Anfang mit Tapete. Herrlich entspannter Einstieg, nimmt gegen Ende Fahrt auf und läßt die Band auf Betriebstemperatur kommen. „Und alles nur, weil man den weißen Abdruck sieht, wenn man den Schrank verschiebt.“

Die folgenden zehn Lieder versorgen den Hörer mit dutzenden Melodien und hunderten Metaphern. Die Arrangements und Gitarrenmelodien sind wohl überlegt und klingen ausgereift. Leider verlassen Matula den eingeschlagenen Pfad nur zu selten. Die Erfahrung von 10 Jahren Bandgeschichte sorgt dennoch für das notwendige Ausloten der musikalischen Richtung. Einzig die fehlende Variabilität im leicht nasalen Gesang von Thorben machen Auf allen Festen auf Albumlänge teilweise anstrengend und verleiten den Finger das ein oder andere Mal den Skip Button zu drücken. Monstrum und Paraden in der Albummitte schaffen es nicht dem Hörer ein eigene Identität aufzuzwängen. Die an die Sportfreunde Stiller erinnernde Synthesizermelodie in Für ein Leben macht den ansonsten guten Song ein wenig trashig. Ebenfalls ist die Halbballade In einem Krieg ein wenig beliebig und langweilig. Dagegen stehen starke Titel wie der Titeltrack Auf allen Festen, Kolumbus und besonders der Rausschmeißer Drei Minuten.

Was Matula textlich aufs Papier bringen ist kryptisch, skizzenhaft und sorgsam beobachteter Alltag. Wie eine Fotomontage reiht sich Bild an Bild und ergibt Geschichten über das Scheitern und Durchhalten. Die direkte Ansprache, das Du und Ich, verstärken die Selbstidentifizierung. Drei Minuten beispielsweise skizziert den Berufsreisenden, der lieber zu Hause bei seiner Freundin ist. „Ich will nicht mehr alleine schlafen, weil ich immer an den Beinen frier“. Im Titeltrack Auf allen Festen wird Sozialkritik geübt. Anspruch und Wirklichkeit klaffen auseinander, wenn in der Konsumgesellschaft das Streben nach der Perfektion zu Unzufriedenheit über den Status Quo führt. Man wird dazu verleitet auf allen Festen zu tanzen zu wollen, „am besten mit der Braut. (…) hier regiert Dein Anspruch und verlässt gesunde Wege.“ Aber auch die anderen Text laden zum Interpretieren ein.

Insgesamt ist Auf allen Festen ein gelungenes Album, der Matula sicherlich viele neue Fans bescheren wird. Für das nächste Mal wünschen wir uns noch einen Ticken mehr Abwechslung.

Auf allen Festen Tracklist:
Tapete; Auf allen Festen; Schwarzweißfotos; Monstrum; Der Makler; Paraden; Für ein Leben; Kolumbus; In einem Krieg; Die härtesten Türen der Stadt; Drei Minuten
Matula Auf allen Festen
Zeitstrafe (Indigo), 21.02.2014
Plattenkritik von , 09.02.2014
Gesamtpunktzahl: 70%

Autor: Bjoern

ist leidenschaftlicher Musik-Blogger. Von Indie-Pop über Schweden Rock bis hin zur neuesten Hardcore Scheibe rezensiert Björn, alles was ihm unter die Finger kommt und mit Gitarre zu tun hat.

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