So kann’s gehen: Da freut man sich wie ein Schnitzel auf das neue Album einer Lieblingsband, komplettiert im Vorfeld die eigene Plattensammlung (siehe Review von Era Vulgaris), und dann veröffentlicht die Band ein Album, das einfach nicht zünden will, so sehr man sich bemüht – unlängst geschehen: Täter ist Queens Of The Stone Age, Tatwaffe …Like Clockwork
Ein paar Mal gehört—klingt anders—langsamer—gar Classic Rock – das Album geht im Strudel der zahlreichen Neuveröffentlichungen im Mai unter. Und es bedarf dieses Mal eines Queens Of The Stone Age Konzertes um Like Clockwork vom Meeresboden zu bergen. Und was für ein Schatz wäre fast in der Vergessenheit versunken.
Düster, hypnotisch beginnt Keep Your Eyes Peeled. Schlagzeug und Gitarre umschlängen sich, spielen dezent aneinander vorbei und alles wird Josh Hommes Gesang zusammengehalten. Kurze Finten, dass der schleppende Rhythmus kippt, verlaufen im (Wüsten-) Sand. Bedrohlicher Einstieg in ein Album, der durch die entspannte Atmosphäre von I Sat By The Ocean direkt wieder zunichte gemacht wird. Ein Surfrock Song mit einer gewohnten Josh Homme Gitarrenmelodie. Der nächste Haken wird in Richtung Klavierballade geschlagen. The Vampyre Of Time And Memory wird von einem Klavier getragen und nur spärlich instrumentell angereichert. In der Form gab es das noch nicht im Queens Of The Stone Age Kosmos. Die erste Single My God Is The Sun erinnert am ehesten an die früheren Alben, wirkt jedoch durch dieses vorangegangene Feuerwerk zu Beginn des Albums ein wenig blass. Kalopsia im Anschluss spielt in der Strophe mit der Twin Peaks Titelmelodie. Ein schaurig schöner Brocken im Albumfluss.
Doch die drei stärksten Lieder von …Like Clockwork folgen noch. Fairweather Friends fängt als Klavierballade an, bevor daraus ein klassischer Rocksong mit prominenten Background Chören entschlüpft, nur um im Klimax abrupt abgebrochen zu werden. Hier scheint die Them Crooked Vultures Zusammenarbeit mit John Paul Jones deutlich Früchte getragen zu haben. Zwar klingt der Track nicht nach den Aasgeiern, dafür mag man Led Zeppelin erkennen. Smooth Sailing ist mit seinen sexy Funk Anleihen ein Garant für volle Tanzflächen. Das im Vorfeld veröffentlichte melancholische Stück I appear missing ist dagegen düster, bedrohlich und episch. Der Titeltrack am Ende entpuppt sich als zweite und diesmal lupenreine Klavierballade beendet diese Achterbahnfahrt von einem Album. Höher denn je singt Josh Homme zum Ende „One thing that is clear / it’s all downhill from here“. Ich wage ihm zu widersprechen.
Queens Of The Stone Age erfinden sich mit Like Clockwork ein Stückweit neu und hinterlassen ihr bisher abwechslungsreichstes Album. Die hervorragende Gästeliste zeugt von der ursprünglichen Idee der Desert Sessions, nämlich die eines lockeren Musikerkollektivs rund um Josh Homme. Dave Grohl, Nick Oliveri und Mark Lanegan kehren zurück, ebenfalls dabei sind Alex Turner (Arctic Monkeys), Trent Reznor (Nine Inch Nails) und Sir Elton John.
Auch wenn sich einige Fans an die verlorene Härte gewöhnen müssen, die QOTSA typische Schieflage der Songs ist nach wie vor da, jedoch wesentlich subtiler eingebaut. Ein ausgestreckter Mittelfinger gegen alle Kritiker, die nach dem ewigen Überalbum Songs for the Deaf Stagnation und Mittelmaß gesehen haben wollen. Genau von dieser (neu gewonnenen) Stärke profitieren die Live Auftritte. Die Band hat wieder Blut geleckt und Josh Homme seine Schreibblockade eindrucksvoll überwunden.
Plattenkritik von Bjoern, 24.11.2013
Gesamtpunktzahl: 80%