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Wild American Runners

Flanell Hemden, Whiskey und verflossene Lieben – Wem diese musikalischen Assoziationen schon reichen, um vor Vorfreude in seinen Pick-Up Track zu springen, der sollte Wild American Runners von Arliss Nancy für seinen nächsten Roadtrip einpacken.

Das dritte Album von Arliss Nancy erscheint diese Tage, und damit bereits kaum ein Jahr nach der Deutschland Veröffentlichung des hörenswerten Vorgängers Simple Machines. Dabei bleibt die Band stilistisch auf Kurs und führt ihre Mischung aus Folk und Punkrock mit Pianoelementen konsequent weiter. Wem das zu abstrakt ist, der denke an The Gaslight Anthem und besonders an ihr starkes Debut Sink or Swim. Den Vergleich wird die Band regelmäßig hören, wobei die Stimme von Sänger Cory Call und Zweitstimme Kyle „GB“ Oppold noch ein paar Nummern whiskeygetränkter daherkommt.

Und so beginnt die Fahrt auf Wild American Runners mit dem vorab veröffentlichten Track Benjamin. Ein guter zwei-minütiger Mid-Tempo Einstieg, der mit den ersten Takten bereits das Terrain absteckt, welches in den folgenden 40 Minuten nur geringfügig verlassen wird. Das funktioniert manchmal hervorragend, wie in Nothing to show, dem stärker nach vorne preschendem Hold it together oder dem leidenschaftlichem Refrain von Directions Never Hold. Manchmal ist Wild American Runners aber auch ein wenig unspektakulär und beliebig. Nathaniel oder Bloodletter sind Lieder, die keine neue Facette von Arliss Nancy aufmalen und an anderen Stellen bereits überzeugender gewesen sind. Die Lieder stören zum Glück den Albumfluss nicht. Wild American Runners funktioniert so gerade im Auto wunderbar. Abgeschlossen wird das Album mit Vonnegut, der obligatorischen Akustik-ballade. Sie lässt uns mit einem gutem Gefühl, leicht melancholisch zurück.

Everything was beautiful and nothings hurt“ Der letzte Satz des Albums fasst den Grundtenor des Albums zusammen. Man stelle sich eine versiffte Bar in einer kleinen amerikanischen Stadt Mitten im Nirgendwo vor. An der Theke sitzt ein halb-besoffener Mittvierziger allein mit einem großen Glas Bourbon vor sich. Setzt man sich zu ihm, gibt ihm einen aus und unterhält sich über sein Leben, erfährt man sicherlich viel über die Liebe seines Lebens, die ihn vor langer Zeit verlassen hat. Melancholisch hält er Monologe, in denen er in seiner glorifizierten Vergangenheit schwelgt. Doch er hat viele Fehler gemacht, hat Menschen zurückgelassen und lebt nun mit den Folgen – So häufig man diese Szenen schon gesehen haben mag, die Lyrics auf Wild American Runners lassen vermuten, dass sich Arliss Nancy mit dieser melancholischen Seele länger unterhalten haben mag. Etwas klischee-beladen dienen sie jedoch dem Gesamteindruck und passen zur Musik.

Damit liefern Arliss Nancy ein drittes Album ab, welches weder spektakulär ist noch eine innovative Richtung einschlägt, jedoch durch Homogenität und Stimmigkeit überzeugt. Allen Fans von The Hold Steady und Leuten, denen der Sound von The Gaslight Anthem zu poliert geworden ist, sei das Album ans (melancholische) Herz gelegt. Alle anderen mögen einmal in Benjamin reinhören und schnell wissen, ob Wild American Runners ihr Album für den Herbst werden kann.

Wild American Runners Tracklist:
Benjamin; Troubadour; Nathaniel; Nothing To Show; Both Got Old; Hold It Together; Directions Never Hold; Coals; Bloodletter; Wild American Runners; The GB Shuffle; Vonnegut
Arliss Nancy Wild American Runners
Gunner Records (Broken Silence), 11.10.2013
Plattenkritik von , 03.10.2013
Gesamtpunktzahl: 70%

Autor: Bjoern

ist leidenschaftlicher Musik-Blogger. Von Indie-Pop über Schweden Rock bis hin zur neuesten Hardcore Scheibe rezensiert Björn, alles was ihm unter die Finger kommt und mit Gitarre zu tun hat.

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