Auf zu neuen Ufern – das Album nach dem Überalbum – Altersmilde: Sparta bieten einem Plattenkritiker viele Anknüpfungspunkte um über Trust The River zu schreiben. Aber dann ist das Album doch nicht so einfach. Erwartungen werden enttäuscht, man gewöhnt sich daran und naja, ist man nicht selbst auch 14 Jahre älter geworden? Doch der Reihe nach.
Fakt ist Trust The River ist das vierte Album von Sparta, der Band von Ex At The Drive In Gitarrist Jim Ward. Threes, der Vorgänger, erschien 2006 und war ein Brett von einem Album: mehr Rock als Post-Hardcore, mitreißend und gleichzeitig kratzbürstig mit einem Hang zur großen Melodie. Taking Back Control war ein Rockschuppen Hit, wie er im Buche steht, der auch heute noch Tanzflächen füllt. Dann wurde es überraschend still um Sparta. 2020 steht Trust The River im (digitalen) Plattenregal.
Trust The River beim ersten Hören
Einmal kurz in die Vorabsingles reingehört und dann auf das Album gewartet. Vorfreude vermischt sich mit Angst – hoffentlich verbockt es Sparta nicht. Dann Sprachlosigkeit nach dem ersten Durchlauf. Ist das wirklich Sparta? Die zehn Lieder in 33 Minuten werfen Fragen auf. Man erkennt Jim Ward’s Stimme, aber das ganze klingt nicht mitreißend. Bruce Springsteen, Altherrenrock und das Schlimmste GENERISCH, sind die spontanen Assoziationen. OK. Durchatmen noch einmal hören. Der Opener Class Blue ist gar nicht so schlecht, irgendwie doch Sparta. Cat Scream langweilt mich dann aber bereits beim zweiten Hören. Bei Believe bin ich jetzt vorgewarnt und, naja, die Strophe passt und der U2 Refrain ist OK… << Fast Forward >>
Trust The River nach einigen Durchläufen
Nach einigen Durchläufen fühle ich mich in der Lage über das Album zu schreiben. Trust The River ist Sparta’s abwechslungsreichstes Album bislang. Es reihen sich Midtempo Alternative Rock Songs an punkige Stücke an Balladen. Damit macht das Album einen deutlichen Bruch mit dem bisherigen Schaffenswerk und gerade da, wo die schnelleren Songs die Brücke schlagen wollen, funktioniert das Ganze nicht. Die Stücke Cat Scream und Graveyard Luck stehen dabei Pate dafür, dass Sparta 2020 das Händchen für rockige Hymnen offensichtlich verloren hat. Das wird einige Fans – mich eingeschlossen – enttäuschen. Die im Duett gesungene Ballade Spirit Away klingt nach einer Nick Cave Mörderballade, leider ohne die Intensivität je zu erreichen. Auf der Habens-Seite steht der neue amerikanische Alternative Rock auf Sparta Art, nah am Mainstream, aber dann doch abwechslungsreich und dynamisch genug, um im Radio positiv aufzufallen. Turqoise dream und Miracle sind gute Songs auf simplen Ideen aufgebaut. Aber man muss sich darauf einlassen wollen, dass Sparta kein zweites Taking Back Control aus dem Ärmel schütteln. Und dann, ganz am Ende schreit Frontmann Ward dann doch bei No One Can Be Nowhere noch einmal gegen die Gitarre an und versprüht einen fast schon erlösenden Hauch von Threes. Gute Ansätze sind vorhanden, aber die Band scheint sich nicht so recht für einen Weg entscheiden zu wollen. Nennen wir es ein Übergangsalbum.