Zehn Jahre machen die Nine Black Alps gemeinsam Musik – Candy for the Clowns ist das mittlerweile fünfte Studioalbum, der einstigen europäischen Hoffnungsträger der zweiten Generation Post Grunge. Wie die Zeit vergeht. Silverchair veröffentlichten einst Diorama, ihr verkopftetes Album, und sagten dem dreckigen Seattle Sound endgültig ab. Da kam die Band aus Manchester 2003 genau richtig und füllte das hinterlassene Vakuum. Alle warteten auf den großen Durchbruch. Doch den weiteren Alben nach dem starken Debüt Everything Is fehlte es an Substanz und Eigenständigkeit. Ist der Zug abgefahren, oder haben Nine Black Alps im zehnten Jahr ihrer Karriere noch die Chance auf den großen Sprung in die Stadien?
Candy for the Clown greift in den ersten Lieder gleich nach der Krone. Novokaine wurde bereits letztes Jahr als Jubiläumssingle veröffentlicht und ist der energetischer Einstieg. Sägende Gitarren, mitreissender Refrain und eine überschlagende Stimme von Sänger Sam Forrest. Das Lied verstreut den Seattle Staub haufenweise. Genauso wie Blackout und das fiese Patti. Erst ein Blick auf die CD Hülle hilft, den Eindruck abzuschütteln, dass wir es hier mit einer Alice in Chains Coverband zu tun haben. Come Back Around und Not In My Name sind im folgenden Beispiele dieser simplen Lieder, die nach dem ersten Hören gleich im Ohr festsitzen und beim zweiten Mal mitgegröhlt werden wollen, als gebe es keinen Morgen mehr. Fans der Backyard Babies – zu Total 13 Zeiten – wissen, wovon ich spreche. Eine eigene Identität zeigen Nine Black Alps auf Candy for the Clowns nicht unbedingt. Aber das geht in Ordnung, die Lieder reißen mit.
Leider hat Candy for the Clowns noch eine andere Seite. Und die Single Supermarket Clothes ist der typischste Vertreter. Dieser melodische Rock, den man von vielen Bands der britischen Insel kennt, ist per-se nicht mies und würde im deutschen Uni Radio durchaus positiv auffallen, ist jedoch nichts Halbes und nichts Ganzes. Und am schlimmsten von Allen: Er hinterlässt einen schalen Geschmack. Morning after ist harmlos. Take me underground ist die Halbballade, die nicht so recht zünden will. Der Rausschmeisser von Candy for the Clowns heißt Clown und offenbart die Schwäche des Albums. Gute Gitarrenarbeit, vielversprechende Strophe und dann ein zu poppig-softer Refrain. Die letzte Konsequenz fehlt. Die Band aus Manchester wirkt unentschieden, ob sie Radio-tauglichen Britrock oder dreckigen Grunge spielen wollen. Das Zwischen-den-Stühlen hat Locked Out from the Inside und Sirens schon nicht sonderlich gut getan.
Zum Glück überwiegen die guten Songs und spülen den schalen Nachgeschmack mit einer Menge Dosenbier runter. Also können wir Candy for the Clowns für den nächsten Partyabend durchaus empfehlen und uns gewiss auf ein Konzert der Nine Black Alps freuen. Und dann ist mir der dreckige Club eh lieber, als das Stadion.