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Upside down mountain

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Conor Oberst veröffentlicht das neue Album Upside Down Mountain unter seinem eigenen Namen. Bright Eyes, Desaparecidos, Monsters of Folk, die Mystic Valley Band – An fehlenden Mitstreitern wird es nicht gelegen haben. Warum also? In Interviews betont er, dass er wieder zurück zu seiner früheren Art zu schreiben finden wollte. Das Innehalten und neue Kräfte sammeln haben wir schon einmal von ihm gehört. Das selbstbetitelte 2008er Album war nach dem überfrachteten, mittelmäßigen Cassadaga ebenfalls die Rückbesinnung auf alte Tugenden und Conor Oberst’s Urlaub von den Bright Eyes. Zufall oder nur konsequent? Wer die akribische Arbeit des Künstlers kennt, wird zu letzterem tendieren. Folgen wir Conor Oberst doch ein Stück seines Weges auf Upside Down Mountain.

Der alte Conor Oberst meldet sich

Polished my shoes I bought a brand new hat moved to a town that time forgot. Where I don’t have to shave or be approachable. No, I can do just what I want.“ Gleich das erste Stück schafft eine angenehme nostalgische Atmosphäre. Conor Oberst gibt sich weitaus weniger kryptisch als bspw. auf The People’s Key. Was jedoch gegenüber der früheren Werke fehlt, ist die selbstzerstörerische Verzweiflung, die Lifted… zu einem genialen Werk gemacht haben. Stattdessen geht es auf Upside Down Mountain um das Leben als solches, um das Herumirren und Finden, „Zigzagging toward the light“. Die passende Metapher dazu liefert Conor Oberst im zweiten Stück. Und dass dies für seine Verhältnisse auch ins optimistisch Fröhliche abdriften kann, offenbart die erste Singleauskopplung Hundreds of Ways. Mit karibischen Flair, Background Vocals von dem schwedischen Folk Rock Duo First Aid Kit. sowie Zeilen, wie „There are hundred of ways to get throught the day (..) so you best find one“ verwirren zunächst, zeugen jedoch von einer Ehrlichkeit gegenüber der Musik. Seine Lieder sind Ausdruck seiner jeweiligen Gefühlswelt und müssen nicht dem selbst geschaffenen Bild einem Klischee entsprechen. Keine Sorge, die nachdenkliche Seite ist nach wie vor vorhanden und spiegelt sich in Liedern über verflossene Liebe (Artifiact #1) oder dem Konzept des doppelten Lebens wieder (Double Life). Im großartigen Desert Island Questionnaire provoziert Conor Oberst mit unangenehmen Gedankenspielen a’la „Wenn du in einem Monat sterben würdest, wie würdest du ihn verbringen? „ In einigen Stücken wechselt der Singer/Songwriter die Erzählperspektive und berichtet über Kick Kennedy oder einer fiktiven Person namens Enola Gay. Die Texte sind dem 34 jährigen Troubadour nach wie vor enorm wichtig und dort punktet Upside Down Mountain gegenüber den letzten Werken deutlich.

Conor Oberst steckt etwas in den Knochen

Musikalisch läßt sich die Platte am ehesten mit I’m wide awake it’s morning vergleichen. Country ist das selbst auferlegte Korsett, welches nur an wenigen Stellen, bspw. durch ein noisiges Ende im bereits oben hervorgehobenen Zigzagging toward the light, durchbrochen wird. Dabei gibt es Stücke mit kompletter Bandbesetzung oder auch Conor Oberst allein mit einer Akustikgitarre. Leider erreicht Upside Down Mountain an kaum einer Stelle die Intensität des bisherigem Opus Magnums.

Dabei liegt es sicherlich nicht an den ersten sechs Stücken. Diese sind allesamt abwechslungsreich, spannend und lassen auf eine großartige Platte und eine Rückkehr zu alter Form schließen. Das sehr ruhige Double Life mit intensivem Vibraphon Einsatz killt ein wenig die Stimmung und leitet in eine wesentlich schwächere zweite Hälfte ein. Kick kann da nichts mehr retten und erst ab Desert Island Questionnaire kann sich Upside Down Mountain erholen und mit Common Knowledge einen guten Abschluss finden. Beliebigkeit ist ein tödliches Wort für Musik und sicherlich zu stark, dennoch verleiten die Stücke zum skippen. Der viel zu lange Durchhänger schadet dem Album und hinterlässt einen etwas faden Nachgeschmack. Umso ärgerlicher, da die anderen Stücke durchweg eine frühere Klasse zeigen, die Conor Oberst in den letzten Outputs nicht immer hatte.

Insgesamt und positiv formuliert zeigt die Formkurve auf Upside Down Mountain nach oben. Wieder einmal scheint ein unter seinem eigenen Namen veröffentlichtes Album dem 34-Jährigen gut zutun. Wir bleiben gespannt, was als nächstes folgt. @Conor: Ein neues Desaparecidos Album, wenn ich einen Wunsch äußern darf.

Upside Down Mountain Tracklist:
Time forgot; Zigzagging toward the light; Hundreds of ways; Artifact # 1; Lonely at the top; Enola gay; Double life; Kick; Night at the lake unknown; You are your mother's child; Governor's Ball; Desert island questionnaire; Common knowledge
Conor Oberst Upside Down Mountain
Nonesuch (Warner), 16.05.2014
Plattenkritik von , 08.06.2014
Gesamtpunktzahl: 70%

Autor: Bjoern

ist leidenschaftlicher Musik-Blogger. Von Indie-Pop über Schweden Rock bis hin zur neuesten Hardcore Scheibe rezensiert Björn, alles was ihm unter die Finger kommt und mit Gitarre zu tun hat.

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