Neue Bordsteinkantengeschichten. Lieder über das Scheitern und das Weitermachen. Den Platz im Universum noch nicht gefunden haben, wütend und allein gegen die Welt da draußen stehen. KMPFSPRT erinnert auf Jugend mutiert immer wieder an Muff Potter. „Jugend mutiert“ weiterlesen
Schlagwort: Album
Platten-blog veröffentlicht regelmäßig umfangreiche und mit Liebe geschriebene Rezensionen zu aktuellen Alben.
Maui - Winter High EP
Was für ein Glück als in meinem Newsreader dieser Artikel von Nicorola auftauchte, und ich das erste Mal von Maui, der jungen Band aus London hörte. Die vier Songs umfassende Demo EP Winter High haben sie wenige Tage zuvor aufgenommen, selbst produziert und über Soundcloud veröffentlicht. Keine Band Homepage zu finden und die Facebook Seite ist auch erst im Januar eröffnet worden – Informationen über die junge Band sind mau. Lassen wir stattdessen die Musik sprechen.
Blood Red Shoes jammen mit den Pixies in der Garage und frönen ihrer Leidenschaft zu Sonic Youth. So könnte man den Sound auf der Winter High EP umreissen. Das klingt nach Lo-Fi Indierock und gerne einmal schräg, aber auch gleichzeitig spannend, frisch und mitreissend. Alle vier Stücke haben eine ähnliche Richtung gemeinsam. Die vier Londoner legen viel wert auf Rhythmik und Tempi, dazu eine Prise Psychodelic Rock und stark verzerrter Gesang, der auch von Black Rebel Motorcycle Club stammen könnte. Besonders Slide In und der Titeltrack Winter High zeigen ihr feines Gespür für Melodien unter dem ganzen Noise und machen hellhörig. Yeah/The/Your hat gute Ansätze, wirkt aber nicht ganz zu Ende gedacht. Hier hört man, dass es sich die Band noch finden muss. Das stört den Genuss der Demo EP aber nur nicht sonderlich. Dagegen zerrt das zu lange geratene Intro schon eher an den Nerven.
Doch genug geschrieben. Macht Euch selbst ein Bild von Maui und hört in Winter High rein! Ich freue mich über Eure Kommentare.
John Butler Trio - Flesh & Blood
Der Garagen Flohmarkt. Für die einen eine beliebte Plattform um ein paar Euro zu machen, für die anderen ein Zeichen kleinbürgerlicher Spießigkeit. Wie auch immer- es ist eine prima Gelegenheit sich von unnötigem Ballast zu trennen (also Platz für Neues zu schaffen) und gleichzeitig vergessen geglaubte Schätze zu entdecken. Daran erinnert das Cover von Flesh & Blood, und so fühlt es sich auch an. Das sechste John Butler Trio Album stöbert in der eigenen Vergangenheit.
Matula - Auf allen Festen
An jeder Ecke hört man deutschsprachige Indie Rock Musik. Do it yourself Charme paart sich mit anspruchsvollen Texten. Wie das richtig geht, haben uns in den letzten Jahren Bands wie Captain Planet, Supermutant (Kritik zu FRVR) und zuletzt Love A gezeigt. Matula aus Hamburg und Kiel gibt es seit 2003, spielen also schon länger in dieser Liga. Auf allen Festen ist ihr drittes und bisher bestes Album. „Auf allen Festen“ weiterlesen
Stone Temple Pilots - High Rise
Einen Schlag in die Fresse. Chester Bennington, Schwiegermutters Liebling und Sänger der von Alternative Rock Kritikern oft belächelten Band Linkin Park, übernimmt die Rolle des Frontmannes von Stone Temple Pilots, einer der besten Los Angeles Rock’n’Roll Bands. Wie muss sich Ex-Sänger Scott Weiland im Grab (ääh. Bett) umgedreht haben, als er davon gehört. „High Rise“ weiterlesen
Bright Eyes - A Christmas album
Es gibt Alben, die kauft man trotz einer dunklen Vorahnung. Oh Gott, ein Weihnachtsalbum! Oh Gott, Bright Eyes wagt sich daran? Das kann doch nur der erste Fehltritt in der lupenreinen Bright Eyes Diskographie werden. Conor Oberst ist nicht unbedingt bekannt für fröhliches Miteinander, sondern eher für Rotwein-durchzechtes Alleinsein. A Christmas Album steht sich einer Menge Vorurteilen ausgesetzt.
Portugal The Man - Evil Friends
Das siebte reguläre Album und Album Nummer Zwei auf einem Major Label – Portugal. The Man wollen es wissen und fahren schwere Geschütze auf. Sie engagieren Danger Mouse als Produzent, der zuletzt The Black Keys auf Steroide gesetzt und zu einem Hallen-füllenden Act aufgebaut hat. Zudem werden Songstrukturen merklich verschlankt und gleichzeitig an der Pop Schraube gedreht. Was bleibt ist der ganz eigene Mix aus Weirdo-Pop, Folk, Hippie und Prog-Rock… Und eines der Sommeralbum 2013. Willkommen meine Evil Friends.
Die vorab veröffentlichte Single Evil Friends fängt zwar balladesk an, doch der Schein trügt. Eine Minute braucht es bis der Song auseinanderbricht und sich als 1A Schwedenrock Hommage entpuppt. Mit freundlichen Grüßen an The Hives. Das vermutlich tanzbarste Stück der Karriere zeigt die Weiterentwicklung. Nicht der atemlose Wechsel zwischen Tempi, Melodien und Musikgenres sind von Portugal The Man 2013 zu erwarten, der dosierte Einsatz erzeugt ähnliche Wirkung. Dazu hat Danger Mouse das passende Soundgewand geschnitzt.
Abwechslung ist dennoch mehr als genug geboten. Die zwölf Lieder auf Evil Friends decken einen Blumenstrauß an Musikstilen ab, haben einen positiven Grundtenor und funktionieren als Einheit, so gut wie es Portugal The Man zuletzt auf The Satanic Satanist gelungen ist. Großartig wie Evil Friends die Bridge von Creep in A T-Shirt aufgreift und daraus einen ganz eigenen Refrain bastelt. „It’s not because the light here is brighter. And it’s not that I’m evil, I just don’t like to pretend. That I could ever be your friend“, entwickelt sich so als zentrale Passage im vorderen Albumdrittel und das Bläser durchsetzte Creep in A T-Shirt zu einem Gute Laune Highlight par excellence.
Unwiderstehlich ist auch Atomic Man, ein Midtempo Song , mit simpler Ohrwurm Melodie. Und wäre das nicht genug, drehen Portugal. The Man fast unbemerkt den Song im hinteren Songteil noch einmal in einen zweiten Refrain, der dem ersten in nichts nachsteht. Großes Songwriting und Reduktion auf das Nötigste.
Die folgende Hippie Folk Hymne Sea of Air inklusive Handclaps reduziert sich instrumentell auf einen simplen Gitarrenlauf und lebt von dem beatlesken Mitsing Refrain. Wohingegen das nervös flirrende Waves aus dem Vollen schöpft und mehr denn je am Britrock kratzt. Das vom Beat getragene Purple Yellow Red and Blue kurz vor Schluss gibt mit seinem Synthesizers einen dezenten 80er Jahre Flair. Smile als episch steigerndes Abschlusslied funktioniert leider nicht so ganz, vielleicht war Sleep Forever auf In The Mountain In The Cloud einfach der spannendere Abschluss.
Zweifelsfrei ist Evil Friends ein abwechslungsreiches Album mit vielen Highlights geworden. Wer Portugal The Man wegen kruden Stilbrüchen und harten Prog-Passagen gemocht hat, wird sich vermutlich wundern. Wer ein Gute Laune Sommeralbum sucht und einer mit Pop flirtenden Alternative Band nicht abgeneigt ist, sollte Portugal The Man auf seinem Radar haben. Danger Mouse hat den Jungs gut getan. Dass Evil Friends für einige Online Magazine (bspw. Pitchfork) immer noch zu überladen ist, kann ich nicht ganz nachvollziehen.
A Wilhelm Scream - Partycrasher
Der Wilhelmschrei ist Hollywoods größter Insider-Gag. A Wilhelm Scream ist eine US-amerikanische Band aus New Bedford, die es dagegen mit ihrer Musik ernst bierernst meint. Nach sechs Jahren Pause veröffentlichen sie dieser Tage via No Idea Records, Partycrasher, das mittlerweile viertes Album.
Queens of the Stone Age - Like Clockwork
So kann’s gehen: Da freut man sich wie ein Schnitzel auf das neue Album einer Lieblingsband, komplettiert im Vorfeld die eigene Plattensammlung (siehe Review von Era Vulgaris), und dann veröffentlicht die Band ein Album, das einfach nicht zünden will, so sehr man sich bemüht – unlängst geschehen: Täter ist Queens Of The Stone Age, Tatwaffe …Like Clockwork
„Like Clockwork“ weiterlesen
Arcade Fire - Reflektor
Zugegeben, wir haben lange darauf gewartet. Im Oktober 2013 veröffentlichen Arcade Fire endlich Reflektor, den Nachfolger von The Suburbs. Die größte Indie Art Pop Band der Gegenwart steht im Zugzwang und inszeniert ein ordentliches Marketing Brimborium im Vorfeld. Da wird das neue Logo in Grossstädten an die Wand gesprayt, Informationen häppchenweise veröffentlicht und die erste (7 1/2 -minütige!) Single gar unter einem anderen Namen veröffentlicht. Auch die Tatsache dass Reflektor ein Doppelalbum geworden ist, macht das ganze (fast) doppelt spannend. Achja, habe ich die griechische Mythologie schon erwähnt? … Ist das alles heiße Luft oder kann Arcade Fire dem selbst entfachten Sturm gerecht werden?